Das Märchen vom verlorenen Handschuh….

Es war einmal eine arme Schneiderin, die verarbeitete alles was die reichen Leute nicht mehr gebrauchen konnten zu soliden Umhängetaschen, in denen man fast alles was man zum Leben benötigte, immer bei sich tragen konnte (und das zu einer Zeit als noch niemand das Wort „upcycling“ kannte).Einmal schneiderte sie aus der ausgedienten Motorrad-Jacke des Königs eine solch wunderschöne neue Tasche, dass man sie nur in die Hand nehmen brauchte und schon erzählten  einem die vielfältigen Gebrauchsspuren spannende Geschichten aus dessen bewegtem Leben, es wurde also nie langweilig wenn man damit alleine die Landstrasse entlang ging.         Nun kam jedoch die Weihnachtszeit und die Schneiderin stand mit ihrer Ware in der alten Druckerei des Hagener Museums, als plötzlich eine verschmitzte ältere Dame vor ihr stand, und um Hilfe mit einem Fundus an Lederresten bat, welchen sie nicht wegwerfen konnte ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, denn teilweise waren es noch Teile einer zugeschnittenen Weste ihres verstorbenen Ehemannes. Nicht lange und die beiden waren sich einig, die Schneiderin nahm die Reste und die Dame  bekam dafür einen hübschen Stoffkorb für ihr täglich Brot. So gingen beide glücklich des Weges. Zuhause fand die Schneiderin  zwischen  all den Resten einen traurigen braunen Lederhandschuh der seine bessere Hälfte verloren hatte und schon viele Jahre auf dem dunklen Speicher der älteren Dame vor sich hin trauerte. Da kam der Schneiderin die geniale Idee, wenn sie nun den Handschuh auf eine Tasche nähen, und eine nette Besitzerin damit viel auf Reisen seien würde, könnte der einsame Handschuh noch viel von der Welt sehen und vielleicht sogar irgendwo ganz unerwartet seinen Partner wieder finden. Auf diesem Weg begleitet ihn die alte Lebensweisheit “ Carpe Diem „, die als Aufschrift auf dem Träger zu lesen ist. Und wenn die zukünftige Besitzerin diese Tasche nicht irgendwo verliert, wird der Handschuh auch morgen noch eine bunten spannende Welt erleben und hat dann sicherlich seine Zeit in Dunkelheit und Einsamkeit längst vergessen.

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